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Bioakustik

Hat dich schon einmal ein Vogel am frühen Morgen geweckt? Warst du schon einmal an einem Teich und hast das Quaken der Frösche gehört? Erinnert dich das Zirpen der Grillen an warme Sommernächte? Hast du dich schon einmal gefragt, was das Bellen eines Hundes bedeutet?

All diese Geräusche, die von Tieren erzeugt werden, werden im Wissenschaftsbereich der Bioakustik untersucht.

Bioakustik – Wie klingt die Natur? Was erforscht die Bioakustik?

Abschnitt betitelt „Bioakustik – Wie klingt die Natur? Was erforscht die Bioakustik?“

Summende Bienen, zirpende Grillen, zwitschernde Vögel und quakende Frösche – die Natur ist voller Klänge! Jeder Lebensraum besitzt seine ganz eigene Klanglandschaft. Bioakustik ist die Wissenschaft, die sich genau damit beschäftigt: Sie untersucht die von Lebewesen erzeugten Geräusche und was sie bedeuten. Mit anderen Worten: Bioakustik forscht daran, wie die Natur klingt und was wir aus diesen Klängen über Tiere und ihre Umwelt lernen können.

Oft verraten uns Tiergeräusche nämlich eine ganze Menge. Viele Tiere nutzen Töne, um miteinander zu „sprechen“ oder sich zu orientieren. Zum Beispiel verteidigen Singvögel mit ihrem Gesang ihr Revier und locken einen Partner an. Fledermäuse senden hochfrequente Rufe aus und finden per Echo ihre Beute in der Dunkelheit. Grillen zirpen, um Weibchen anzulocken, Kröten quaken im Chor an Teichen, und Bienen summen beim Flug von Blüte zu Blüte. Solche Naturklänge sind oft artspezifisch, das heißt: Jede Tierart hat gewissermaßen ihre eigene „Stimme“. Daran kann man erkennen, welches Tier gerade in der Nähe ist, ohne es zu sehen. Ein bekanntes Beispiel: Ruft in Frühjahr und Sommer der Kuckuck „kuckuck“, weiß fast jeder sofort, welcher Vogel das ist – selbst wenn der scheue Kuckuck gut versteckt im Wald sitzt.

Die Bioakustik nutzt moderne Technik, um diese Sprache der Natur verständlich zu machen. Forscher nehmen mit Mikrofonen und speziellen Aufnahmegeräten die Tierstimmen auf – teils rund um die Uhr. Eine spannende Methode ist das passive akustische Monitoring: Dabei werden automatische Aufnahmegeräte (man nennt sie auch „Horchboxen“) im Gelände aufgestellt, die alles aufzeichnen, was die Tiere so von sich geben. So kann man sogar nachts oder in unzugänglichen Gegenden akustisch nach Tieren suchen. Auf diese Weise haben Wissenschaftler schon neue Einblicke gewonnen, wo sich welche Arten aufhalten, wann z.B. Zugvögel nachts vorbeiziehen oder wie aktiv bestimmte Tiergruppen in einem Gebiet sind. Oft entdeckt man mit der Bioakustik auch sehr scheue oder seltene Tiere, die man mit bloßem Auge kaum zu Gesicht bekommt – zum Beispiel weil man ihre Rufe aufzeichnet und identifiziert. Manchmal verraten Tierlaute sogar Details über das Verhalten: Bestimmte Rufe von Vogel-Eltern etwa geben Alarm, wenn Gefahr naht, oder spezielle Laute zeigen an, dass bei einer Tiergruppe gerade Balz oder Fütterung stattfindet. So lauschen Bioakustiker den Geheimnissen der Tierwelt.

Bioakustik verbindet also Biologie und Akustik. Sie hilft nicht nur der Forschung, sondern auch dem Naturschutz: Indem wir der Natur „zuhören“, können wir Trends erkennen – zum Beispiel ob eine Gegend artenreicher wird oder bestimmte Tiere verschwinden – und Schutzmaßnahmen gezielt einsetzen. Und ganz nebenbei wirkt das aktive Lauschen in der Natur sogar auf uns Menschen positiv: Natürliche Klänge wie Vogelgesang reduzieren Stress und machen gute Laune. Wer aufmerksam dem Konzert der Natur zuhört, baut eine tiefere Verbindung zur Umwelt auf – und was man liebt, das möchte man auch schützen. Die Bioakustik liefert hierfür sozusagen den Soundtrack und das Wissen, um die Natur besser zu verstehen und zu bewahren.